Ich füttere kein industriell hergestelltes Futter, sondern stellen die Mahlzeiten für meine Hunde selbst zusammen, und zwar nicht irgendwie, sondern nach dem Ernährungskonzept des Barfens.
Warum denn BARF? Trockenfutter ist doch so viel einfacher und sicherer. Diese Aussage höre ich sehr häufig und am liebsten würde ich einfach mit einer Gegenfrage antworten:
Wenn du jetzt wählen müsstest, ob du für den Rest deines Lebens Astronautenkost und stark behandelte mit allen Nährstoffen künstlich versetzte Mahlzeiten, die immer gleich schmecken, essen, oder lieber frische, reichhaltige, naturbelassene und abwechslungsreiche echte Nahrungsmittel zu dir nehmen möchtest, wofür würdest du dich entscheiden? Ich denke, niemand von uns muss da lange überlegen. Und doch füttern viele von uns stark verarbeitetes industrielles Fertigfutter, von dem die Werbung uns suggeriert, dass es gesund, ausgewogen und sooo schmackhaft ist.
Um es also kurz zu machen, ich möchte meine Hunde so gesund und artgerecht wie möglich füttern. Ich möchte, dass sie Spaß am fressen haben. Und ich möchte selbst aktiv Einfluss darauf nehmen, was sie mit dem Futter zu sich nehmen.
Versteh mich nicht falsch, ich bin nicht der Futterpabst und halte von dogmatischen Regeln und gegenseitigen Verurteilungen überhaupt nichts. Jeder muss das füttern, mit dem er sich am wohlsten fühlt. Ich glaube aber, dass wir unseren kritischen Verstand einschalten und uns informieren sollten, um überhaupt einschätzen zu können, WOMIT GENAU wir uns denn wohlzufühlen glauben. Wenn das in deinem Fall ein Trockenfutter ist und du hundertprozentig dahinter stehst – dann go for it. Ich werde nicht versuchen, dich umzustimmen. Das sollte aber umgekehrt bitte genauso sein.
Ich möchte hier keine Futtermitteldiskussion lostreten, an deren Ende sich alle Beteiligten verbal zerfleischen (was nicht heißen soll, dass ich mich KONSTRUKTIVEN Diskussionen verschließe – im Gegenteil). Ich möchte hier nur erzählen, was ich warum tue, weil ich danach häufig gefragt werde, und nebenbei ein paar Fakten loswerden, Wissen verteilen und mit ein paar gängigen Vorurteilen aufräumen. Und wenn ich den ein oder anderen aufs BARFEN neugierig mache, freut mich das natürlich auch ungemein.
Also los:
Zunächst einmal sollten wir uns über die Terminologie einig werden. Es geistern da draußen so viele Fütterungsmethoden unter dem Deckmantel BARF herum, die mit der eigentlichen Intention des BARFENS nur wenig bis gar nichts zu tun haben, dass es kein Wunder ist, dass viele Hundehalter, -trainer und auch Tierärzte bei dem Wort zunächst einmal die Nase rümpfen.
Zu barfen heißt nicht, dem Hund jeden Tag ein rohes Schnitzel zu servieren und auch der Begriff Rohfleischfütterung gibt nicht vollständig das wieder, was BARFEN eigentlich ist. Wer barft bildet mit seiner Fütterung ein Beutetier nach, mit möglichst allen Bestandteilen, die der Hund in freier Wildbahn zu sich nehmen würde. Das heißt, der Hund bekommt Muskelfleisch, Pansen/Blättermagen, Innereien, harte und weiche Knochen und auch pflanzliche Bestandteile zu fressen, und zwar in dem prozentualen Verhältnis wie sie im Beutetier vorkommen.
Ich bin der festen Überzeugung – und kann mir nicht vorstellen, dass da jemand ernsthaft widersprechen will -, dass die Natur weiß, was sie tut und wir gut damit beraten sind, sie uns zum Vorbild zu nehmen.
Um das zu können, sollte man ein grundlegendes Interesse daran haben, sich zumindest ein bisschen mit dem auseinanderzusetzen, was man seinem Hund täglich in seinem Napf serviert. Oder man beauftragt damit einen Profi und lässt sich helfen. Und damit meine ich nicht die Futtermittelindustrie, die natürlich ihre ureigensten Interessen im Sinn hat (alles andere wäre ja wirtschaftlich auch totaler Humbug), sondern eine(n) Ernährungsberater(in) für Hunde, am liebsten natürlich mich ;-)
Es ist aber auch kein Hexenwerk, wenn man sich an einige grundlegende Regeln hält.
Ich barfe also, weil ich mir die Natur zum Vorbild nehme und weil ich weiß, welche Nährstoffe der Hundekörper braucht und wie sein Verdauungssystem funktioniert. Ich möchte ihm keine nährstofftechnisch toten Futtermittel zu fressen geben, ebenso wenig wie ich selbst mich ausschließlich von stark verarbeiteten, toten Lebensmitteln ernähren möchte. Ich finde die Vorstellung furchtbar, tagein tagaus immer nur den selben Geschmack im Essen zu haben.
Dazu kommt, dass Trockenfutter eben auch wirklich TROCKEN ist. Mit einer natürlichen Ernährung, also dem Verzehr von Beutetieren, nimmt der Hund einen Großteil seines Tagesbedarfs an Wasser schon beim Fressen zu sich. Denn das Beutetier besteht, ebenso wie dein Hund und auch du, zu gut und gerne 75% selbst aus Wasser. Ein durchschnittliches Trockenfutter hat so um die 7% Feuchtigkeit. Dass der Hund diesen Missstand allein durch Trinken ausgleicht, halte ich für mehr als fraglich!
Außerdem bereitet mir natürlich der enorm hohe Kohlenhydratanteil in den gängigen Trockenfuttersorten Kopfschmerzen. Ich rede hier nicht ausschließlich von Getreide – „getreidefrei“ scheint der neue Kassenschlager der Futtermittelindustrie zu sein. Kohlenhydrate sind aber nicht nur in Getreide! Sie sind auch besonders in pflanzlichen Bestandteilen wie Kartoffeln, Mais, Erbsen und natürlich auch im Fleisch selbst.
Ein Totschlagargument der BARF-Gegner ist oft, dass der Hund schließlich kein Wolf sei und in der Evolution auch gelernt habe, Kohlenhydrate mehr und besser zu verdauen. Ich habe dazu zwei Dinge zu sagen:
1. Der Hund ist kein Wolf, absolut richtig. Aber er hat dennoch das gleiche Verdauungssystem wie einer!
2. Schon mal darüber nachgedacht, dass der Mensch in der Lage ist Alkohol zu verdauen und mit entsprechendem Training sogar besser darin werden kann? Ich habe allerdings noch nie gehört, dass jemand dieses Umstandes wegen den Verzehr großer Mengen Alkohol empfiehlt.
Oftmals hört man aber auch von den Verfechtern einer reinen Fleischfütterung ohne jegliche pflanzliche Inhaltsstoffe. Auch das ist nicht natürlich und es handelt sich bei einer solchen Fütterung NICHT ums Barfen, auch wenn das allgemeinhin oft angenommen wird.
Der Wolf (oder wildlebende Hund) frisst nicht nur den Magen- und/oder Darminhalt seiner Beutetiere, sondern auch frische Beeren, Kräuter, Gras oder auch mal einen Apfel, wenn er rankommt. Hunde sind fakultative Karnivore, das heißt sie ziehen tierische Nahrungsmittel grundsätzlich vor, sind aber fähig bis zu einem gewissen Grad auch pflanzliche Nahrungsmittel zu verdauen. Pflanzliche Faserstoffe sind sogar wichtig. Sie lockern den Kot auf und – noch viel wichtiger – sie ernähren die guten Darmbakterien und helfen dabei indirekt dem Immunsystem auf die Sprünge.
Was ich tatsächlich auch immer noch höre, ist das Märchen vom aggressiven Hund durch den Verzehr von rohem Fleisch. Wie zur Hölle sind dann Hunde überhaupt mit dem Menschen in Coevolution getreten, weit bevor der Mensch an Ackerbau auch nur gedacht hat? Wie kann es sein, dass Herdenschutzhunde ihre Schutzbefohlenen nicht anknabbern und warum haben meine Hunde noch nie einen dicken Happs aus meinem Oberschenkel genommen? Diese Aussage gehört nun wirklich ins Reich der Mythen und Sagen und ist nachweislich (sorry) Bullshit!
(M)ein persönliches absolutes BARF-Pro-Argument – lange bevor ich mich so im Detail mit der artgerechten Fütterung auseinandergesetzt habe – war aber die Möglichkeit der Einflussnahme! Ich möchte auf das, was im Leben meiner Hunde passiert mit der Zusammenstellung des Futters reagieren können. Insbesondere natürlich was Läufigkeit, Trächtigkeit und Welpenaufzucht angeht. Aber auch so banal erscheinenden Dinge, wie das Immunsystem zu unterstützen, wenn es nass und kalt draußen wird und nicht nur wir Menschen vor uns hin schniefen oder meine verliebten Rüden im Herbst und Frühling in ihrem Liebeskummer zu unterstützen, ist nicht nur möglich, sondern absolut sinnvoll. Ich möchte für Zahngesundheit sorgen, indem mein Hund Fleisch vom Knochen herunterkauen kann. Nichts hält die Zähne so effektiv sauber und gesund wie ein fleischiger Knochen. Auch zur Wurmabwehr kann ich schon beim Füttern beitragen. Ich kann den Fellwechsel und die Entleerung der Analdrüsen unterstützen und noch so vieles mehr.
Nicht zu verachten ist natürlich auch, dass das was aus dem Hund hinten raus kommt, deutlich weniger ist (weil der Hund von dem zugeführten Futter einfach mehr verwerten kann) und auch nicht so stinkt! Selbst die Hundepupse sind erträglicher und seltener.
Als ich vor über zehn Jahren anfing, mich mit dem BARFEN zu beschäftigen, hätte ich mir nicht träumen lassen, wo es mich hinführt. Ich habe meine Leidenschaft fürs Thema Hundeernährung entdeckt und meine Begeisterung am Lernen wiedergefunden. Dieses neu entfachte Interesse hat mich nicht nur zur Ernährungsberatung gebracht, sondern noch viel weiter. Eigentlich ist mein ganzer naturheilkundlicher Werdegang im Bereich Hund auf diesen Funken zurückzuführen. Und das alles, weil Akiros Züchter mich damals durch ihre Fütterung zum ersten Mal in Kontakt mit dem Thema BARF gebracht und angesteckt haben. Wer weiß, vielleicht kann ich ja auch den ein oder anderen anstecken. Bei den meisten meiner Welpenkäufer hat es funktioniert und sie sind alle sehr glücklich mit dieser Entscheidung.
Ein Trockenfutter zu füttern, kommt für mich persönlich - wie ihr euch denken könnt - nicht in Frage und ich würde auch keines guten Gewissens empfehlen wollen. Eine Alternative stellt für mich aber zum Beispiel das selbst kochen dar - wobei es hier natürlich im Großen und Ganzen auf die gleichen Zusammenstellungserfordernisse wie beim Barfen ankommt. Wenn man am Wochenende vorkocht und vorportioniert, ist auch der Aufwand gar nicht so dramatisch, wie man es sich zunächst vorstellt.
Auch eine gute Reinfleischdose mit selbst zusammengestellten Gemüse-Obst-Mixen, Ölen usw. ist eine Option. Und wenn es gar nicht anders geht, bleibt auch noch ein qualitativ hochwertiges Nassfutter. Auf welche Parameter man da zwingend achten sollte, erfahrt ihr ebenfalls von einem Ernährungsberater.
Für mich persönlich ist es jedenfalls das BARFEN und meine Hunde lieben es.
Wie ist es bei dir? Wie stehst du zum Thema BARF? Kennst du noch weitere BARF-Mythen, die wir hier einmal unter die Lupe nehmen sollten? Oder hast du Fragen oder Restunsicherheiten, was das BARFEN angeht? Immer raus damit und rein in die Kommentare ;-)
Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, lass es mich wissen und teile ihn auch gerne. Und du kannst dich auf kommende Woche freuen. Denn da erkläre ich dir in meinem nächsten Artikel, was warum in den Napf gehört und wie eine ausgewogene Mahlzeit für deinen Hund aussehen kann. Sei gespannt! Wir lesen uns dann nächsten Donnerstag um 10 Uhr. ;-)