Blog-Layout

KASTRATION, die dritte...


Mein abschließender Artikel aus der Kastrationsreihe befasst sich heute viel mit Statisken und mit der Frage nach dem Krebsrisiko für Kastraten.
Haben kastrierte Hunde tatsächlich ein verringertes Risiko an Krebs zu erkranken?
Und wie ist das mit Frühkastrationen? Je früher, desto besser?



 

Dass eine präventive Kastration vom Tierschutzgesetz eigentlich nicht abgesegnet ist, habe ich bereits in meinem ersten Beitrag zum Thema erläutert. Dennoch ist genau das leider nach wie vor Gang und Gäbe und es hält sich hartnäckig in den Köpfen, dass man seinen Hund vor Krebs und auch anderen Erkrankungen schützen kann, wenn man ihn kastriert. Besonders bei Hündinnen wird Kastration häufig noch immer mit Gesundheitsvorsorge gleichgesetzt. Aber stimmt das auch?

Eines ist klar, was nicht mehr da ist, kann auch nicht mehr erkranken. Anders gesagt: fehlt die Gebärmutter, ist Gebärmutterkrebs natürlich ausgeschlossen.

Ich möchte dir hier einige Statisken zum Krebsrisiko von Rüden und Hündinnen, kastriert und unkastriert, mit auf den Weg geben. Wegen der besseren Lesbarkeit habe ich darauf verzichtet, die jeweils zu Grunde liegenden Studien im Text zu erwähnen. Wenn du es aber gerne genau wissen möchtest, schreib mir doch kurz, dann reiche ich das selbstverständlich nach.

Von Hündinnenhaltern besonders gefürchtet sind die Gesäugetumore (Mammatumore).
Zwei bis 20 von 1.000 Hündinnen entwickeln Mammatumore, ca. 50 % dieser Gesäugetumore sind bösartig.

Hündinnen, die vor der ersten Läufigkeit kastriert werden, entwickeln nur zu 0,5% Mammatumoren. Je später die Kastration durchgeführt wird, desto höher ist auch das Risiko für die Tumorbildung. Mit einer Kastration nach der  zweiten Läufigkeit kann jedoch keine weitere Risikominimierung erreicht werden. Trotzdem kann mit einer späten Kastration das Risiko, an gutartigen Mammatumoren zu erkranken, gesenkt werden. Die "späte"  Kastration (also nach der zweiten Läufigkeit) hat allerdings keinen Einfluss mehr auf die Entwicklung bösartiger Mammatumoren.

Nur 0,5%? Das ist doch großartig!

Zur Klarstellung: wir sprechen hier nicht von 0,5% aller Hündinnen, sondern von 0,5% der erkrankten Hündinnen. Um also bei obigem Beispiel zu bleiben: nicht 0,5 % von 1.000 Hündinnen, sondern 0,5% von 2 bis zwanzig Hündinnen (wobei es sich bei diesen Erkrankungen zu ca. 50% um gutartige Tumore handelt).

Das Tumorrisiko für einen Mammatumor liegt für deine unkastrierte Hündin bei ungefähr 0,02 bis 0,002%. Dieses Risiko senkst du durch eine Kastration auf 0,5 % von 0,02% (0,002 %).

Genetische Prädispositionen, der Einfluss von Übergewicht und auch vorausgegangener Hormonbehandlungen führen statistisch gesehen zu einem deutlich höheren Krebsrisiko als seine Hündin intakt zu lassen...

Dass eine Kastration Mammatumorrisiken senkt, will ich überhaupt nicht bestreiten. Aber ich denke, es ist wichtig, sich die propagierten Zahlen genauer anzusehen. Denn erst dann erkennst du, um wie viele (wenige) Hündinnen es sich bei dieser Aussage handelt.

Diese ungemeine Senkung (bitte verzeih, den ironischen Unterton) des Krebsrisikos erreichst du allerdings nur bei einer Frühkastration , spätestens nach der ersten Läufigkeit.

Als erwachsen schätzt man eine Hündin etwa nach Vollendung des dritten vollständigen Läufigkeitszyklus ein (Rüden im gleichen Alter). Wir sprechen hier ausschließlich von der körperlichen Reife. Die geistige Reife wird je nach Rasse und Individualität der einzelnen Hundepersönlichkeit erst im Alter von 3 bis 4 Jahren erreicht.

Eine Frühkastration hat noch ganz andere Folgen als die reine Unfruchtbarmachung deines Hundes, egal ob Männlein oder Weiblein.
Die Sexualhormone haben beispielsweise großen Einfluss auf den Epiphysenfugenschluss. Die Epiphysenfuge ist der Teil des Knochens in dem das Längenwachstum stattfindet. Fallen die Sexualhormone weg, verlängert sich die Zeit des Knochenwachstums. Muskeln, das Herz-Kreislauf- und auch das Immunsystem kommen da dann aber nicht mehr mit. Das Herz wächst nicht so lange wie die Knochen, ist also zu klein und zu schwach für die Größe des Hundes. Der große Hund bleibt schlaksig, weil er nicht so gut Muskeln aufbauen kann ohne Sexualhormome und, wie wir schon gelernt haben, er neigt eher zu Übergewicht. Knochen zu groß und zu schwach, Herz und Muskeln zu schwach, Hund zu schwer, Gelenke maßlos überlastet. Folge sind degenerative Gelenkserkrankungen wie HD, ED, Patellaluxation, Kreuzbandrisse und natürlich Arthrosen im Alter.

Durch den Wegfall der Sexualhormone friert man den Hund auch in seinem Entwicklungsstadium ein. Kastriert man in der Pubertät, bleibt der Hund also auf diesem Stand und wird nicht richtig erwachsen.

Das ist doch schön, dann bleibt er immer verspielt und tapsig!
Tja, das ist aber nur eine Seite der Medaille.

In der Pubertät wird im Hirn einmal so richtig aufgeräumt. Wenig genutzte Leitungen werden gekappt, viel befahrene Nervenbahnen ausgebaut und gefestigt. Emotionale Grenzen werden ausgelotet und ein gutes Mittelmaß gefunden (darum sind Teenager oft himmelhochjauchzend und dann gleich wieder zu Tode betrübt). Ohne das Ausloten dieser Grenzen, gibt es kein gutes Mittelmaß und der Hund bleibt emotional instabil (kurze Zündschnur, Überängstlichkeit, nicht vorhandene Frustrationstoleranz, Aggressivität, Übermut usw.). Auch die Konzentrationsfähigkeit bleibt unausgereift.

Der schlaksige Teenagergang? Da sind wir wieder beim Längenwachstum der Knochen. Die Knochen wachsen nicht gleichmäßig, der Teenie hat gar keine Chance gerade und koordiniert zu laufen, weil sein Bewegungsapparat noch unausgewogen ist. Pfuscht eine Kastration in diese Entwicklung hinein, wird sich das aller Wahrscheinlichkeit auch nicht mehr ändern.

Egal was ich euch zum Thema Risiken noch so erzählen werde, eine Frühkastration ist niemals eine gute Idee und sollte nur in absoluten medizinischen Notfällen vorgenommen werden!!

Besonders bedenklich finde ich, dass einige Züchter in ihren Welpenkaufverträgen eine Frühkastration verlangen, damit die Hunde nicht unberechtigt und unregistriert zur Zucht genutzt werden können. In Deutschland ist diese Praktik Gott sei Dank noch nicht so verbreitet. In den USA beispielsweise ist das Normalität. Viele Welpen werden sogar erst kastriert abgegeben. Allein bei dem allgemeinen Sprachgebrauch rollen sich mir da die Zehennägel hoch. Man spricht nicht mehr von "neutured" (kastriert), sondern von "fixed", als würde man einen Hund (ein HundeBABY!) reparieren, indem man ihm Organe entfernt.

So, einmal tief durchatmen....

So liberal meine Ansichten auch eigentlich sein mögen (jeder wie er will und wie es für ihn und seine Lebensumstände passt), beim Thema Frühkastration unter dem Deckmantel des Tierwohls gibt es für mich einfach keine zwei Meinungen.

Nun aber zurück zum Thema:

Neben den Gesäugetumoren kann es bei Hündinnen natürlich auch zur Entwicklung von Uterustumoren kommen (Gebärmutterkrebs). Das Risiko für diese Erkrankung ist relativ gering. Statistisch gesehen sind etwa 0,4% aller Krebserkrankungen von Hündinnen Uterustumore. Durch Kastration (bei Total-OP) fällt dieses Risiko natürlich weg, denn die Gebärmutter ist ja nicht mehr da.

Hodentumore beim Rüden stellen etwa 0,03% bis 2,5 % aller Krebserkrankungen beim Rüden dar. Auch hier gilt natürlich, was nicht mehr da ist, kann auch nicht mehr krankwerden.

Prostatatumore sind bei Rüden ebenfalls sehr selten. Das Risiko einer Erkrankung lässt sich durch Kastration nicht verringern.

Was man keinesfalls unterschätzen sollte, ist, dass durch eine Kastration nicht nur bestimmte Krebsrisiken verringert werden, sondern auch andere Krebsarten wiederum wahrscheinlicher gemacht werden können. Leider handelt es sich also oft schlicht um eine Verlagerung der Risiken.

Bei folgenden Tumorarten erhöht sich das Risiko nach Kastrationen (bei Hündinnen um das 6,5-fache, bei Rüden um das 3,6-fache):

  • Hämangiosarkom
    (ein Blutgefäßtumor, bei Hunden in etwa der Hälfte der Fälle in der Milz lokalisiert, zu knapp einem Viertel im rechten Herzvorhof, zu 14 % in der Unterhaut und zu 10 % in der Leber)
  • Lymphome (Lymphdrüsenkrebs)
  • Prostatakarzinome
  • Mastzelltumoren (Hautkrebs)
  • Herztumore
  • Osteosarkome (Knochenkrebs)
  • Übergangskarzinome der Blase (Blasenkrebs).

Neben den Krebserkrankungen macht man sich als Hündinnenhalter auch oft Sorgen wegen Gebärmutterentzündungen (Pyometra), die nicht nur wirklich unangenehm sind, sondern auch sehr gefährlich werden können. Besonders die geschlossene Form wird oft spät erkannt und macht viele Not-OPs erforderlich, die nicht immer gut ausgehen. Eine Hündin, die zur Pyometra neigt, würde ich tatsächlich kastrieren lassen.

Insgesamt sollte man meiner Meinung nach einfach die Risiken gegeneinander abwägen. Dabei geht es auch darum, welche Interventionsmöglichkeiten es gibt, wenn eine der genannten Erkrankungen zu Tage tritt. Eine Pyometra (insbesondere eine früh erkannte) ist deutlich leichter und erfolgversprechender zu behandeln als ein Osteosarkom...

*****

So, das wars jetzt im Großen und Ganzen was ich zur Kastration zu sagen habe. Du kannst dich nun also wieder auf mehr Abwechslung in meinen Blogartikeln freuen ;-)

Lass mich doch gerne wissen, wie dir diese kleine Reihe gefallen hat und ob du gerne mehr "Reihen-Artikel" lesen würdest. Auch wenn du Themenwünsche hast, kannst du sie mir immer gerne schicken.

Komm auch gerne in meine Facebookgruppe "Ein Hundeleben lang gesund":
https://www.facebook.com/groups/161078779333945/?ref=share

Dort können wir auch immer mal ganz spontan auf Fragen und Wünsche eingehen und der Austausch mit den anderen Mitgliedern ist immer sehr wertvoll.




von Maren Rausch 21. November 2022
Meine "Vor-Ort-Kunden" kennen und lieben sie, meine selbst gebackenen Hundekekse, von denen immer ein Probierglas in der Praxis steht. Und allzu oft werde ich nach Rezepten zum Nachbacken gefragt. Nun mache ich meine Hundeleckerchen allerdings schon so lange selbst, dass ich gar nicht mehr nach Rezept backe, sondern einfach nehme, was mir unter die Finger kommt und dann nach Gefühl etwas daraus zaubere. Diese ganze Abwiegerei und das sture Abarbeiten von Rezepten macht mir auch einfach nicht so viel Spaß, aber das lässt nicht eben schwer teilen. Na ja .... Es sei denn man hält einfach mal die Kamera drauf ;-) Und genau das habe ich am Wochenende gemacht. Hier kommt also - passend zur Adventszeit, die ja quasi schon an unsere Türen klopft - mein erstes "Rezept" für euch: Thunfischkekse mit Kartoffelmehl, Banane, Chicorée und einer dezenten Knoblauchnote ;-)
von Maren Rausch 28. Juni 2022
"Wir alle wissen, wie gut es uns tut, in der Natur zu sein. Wir wissen es seit Jahrtausenden. Die Geräusche des Waldes, der Geruch der Bäume, das Spiel des Sonnenlichts zwischen den Blättern, die frische, saubere Luft - all dies sorgt dafür, dass wir uns im Wald wohlfühlen. Stress und Sorgen fallen von uns ab, wir entspannen uns und können klarer denken. Der Aufenthalt in der Natur hebt unsere Stimmung, gibt uns unsere Energie und Vitalität zurück, erfrischt und verjüngt uns." (aus "Die wertvolle Medizin des Waldes" von Dr. Qing Li)
von Maren Rausch 27. Mai 2022
Viele von uns kennen Kinesiotapes wahrscheinlich bereits aus dem (Human-) Sport und der (Human-) Physio. Auch du hast sie bestimmt schon einmal gesehen, bunte, elastische Tapes, die in scheinbar willkürlicher Anordnung auf den Schultern, Armen oder Knien von Sportlern kleben. Im Gegensatz zu den fixierenden bzw. ruhigstellenden Sporttapes, erlauben Kinesiotapes die Bewegung des beklebten Areals, fördern sie sogar. Die Wirkung des Kinesiotapes beruht auf einem ganz einfachen physikalischen Gesetz: Alles, was man dehnt, will anschließend wieder in seine ungedehnte natürliche Form zurück. Klebt man also ein Tape gedehnt auf die Haut, zieht es sich einmal aufgeklebt wieder zusammen (und nimmt das darunter liegende Gewebe mit, schiebt es also ebenfalls leicht zusammen). Kinesiologisches Tapen geht auf den japanischen Chiropraktiker und Kinesiologen Dr. Kenzo Kase zurück, der die Tapes in den 1970er Jahren bereits entwickelte. Dr. Kase fasst die Wirkungsweise der Tapes in vier unterschiedliche Bereiche zusammen: 1. Normotonisierung der Muskulatur 2. Verbesserung der Mikrozirkulation und somit Aktivierung des lymphatischen Abflusses 3. Schmerzlinderung 4. Unterstützen von Gelenksfunktionen. Das alles mag dir für den Menschen total logisch erscheinen. Aber bei Hund, Katze, Pferd, Kaninchen? Muss man das Tier dann nicht erst scheren, um so ein Tape kleben zu können? Nein, muss man nicht. Der klassische Anhebeeffekt passiert nämlich nicht nur dann, wenn das Tape direkt auf die Haut geklebt wird, sondern auch wenn allein das Fell angehoben wird. Wenn sich die Haare heben oder sanft in eine Richtung gezogen werden, wirkt dieser Zug über die Haarwurzel auf die Haut, über die Haut auf darunter liegendes Bindegewebe und Faszien und über die Faszien schließlich auf die Muskulatur. Der Anhebeeffekt ist – auch beim Menschen – mit dem bloßen Auge nicht erkennbar, sondern liegt eher im mikroskopischen Bereich. Um dir diesen Effekt trotzdem visuell einmal verdeutlichen zu können, habe ich auf nachfolgendem Bild meiner kleinen Ivy mal ein Tape mit extremer Dehnung geklebt, sodass man den Effekt auf das Fell wirklich sehen kann. Mit einer solchen Spannung arbeitet man aber in der Behandlung nicht:
von Maren Rausch 2. April 2022
Heute gibt es mal was aus dem Bereich "physiotherapeutische Anwendungen" für dich, nämlich: 
von Maren Rausch 28. Februar 2022
Dieses Buch tut ganz genau das, was es in seinem Untertitel verspricht. Es enthält "Grundlagen, zielgerichtetes Training und individuelle Übungskombinationen", die in optisch wie inhaltlich ansprechender Form dem Leser vermittelt werden. Nach einem theoretischen Einstieg ins Thema (Trainingsgrundlagen, Trainingsprinzipien, Feststellen des aktuellen Fitnesszustands, Trainingspläne, Trainings-Know-How und das so unglaublich wichtige und leider oft vernachlässigte Warm Up & Cool Down), werden aktive Bewegungsübungen unterteilt nach Übungskreisen (welcher Teil des Körpers wird trainiert) und Schweregrad vorgestellt. Die Übungen werden dabei in den Kategorien Kraft, Entspannung, Koordination, Beweglichkeit und taktile Übungen eingeteilt. Abschließend gehen die Autorinnen auf Übungen für besondere Bedürfnisse ein, also Übungen für gewisse gesundheitliche Trainingsdefizite, Senioren und Welpen, und stellen die erläuterten Bewegungsübungen auch noch im Rahmen eines Zirkeltrainings vor. Der Schreibstil ist einfach und verständlich ohne dabei langweilig oder trocken zu sein. Man bekommt beim Lesen richtig Lust auf die Übungen. Außerdem sind die Übungen zum besseren Verständnis auch immer mit passenden Bildern versehen. Meiner Meinung nach ein Buch, bei dem keine Wünsche offen bleiben. Es eignet sich sowohl für normale Hundehalter, die mithilfe dieses Buches am allgemeinen Trainingszustand des eigenen Lieblings arbeiten wollen, wie auch für Hundesportler, die im Rahmen tatsächlicher Trainingspläne auf eine Leistungsverbesserung in trainieren möchten. Tatsächlich benutze ich es sogar auch in der Praxis, um mir Ideen und Anregungen zu holen und mich inspirieren zu lassen. Außerdem sind die Erklärungen sehr nachvollziehbar und helfen auch einem Trainer zu verstehen, wie er Übungen am besten erklärt. Natürlich gibt es umfangreichere und professionellere, d.h. deutlich mehr in die Tiefe gehende Werke im Bereich der Bewegungstherapie. Und das ist auch gut und richtig so! Was mir an diesem Buch nämlich so besonders gefällt, ist, dass es auch "Anfängern" einen guten Einstieg in das Thema bietet und sie professionell und sicher anleitet. Genauso ist es aber Fortgeschrittenen und auch Fitnesstrainern und Physiotherapeuten sicher von Nutzen. Ich bin froh, es in meiner Praxis zu haben und auch meine Kunden immer mal einen Blick hineinwerfen lassen zu können, wenn sie sich mit einer neuen Übung schwertun. Absolute Kaufempfehlung!
von Maren Rausch 28. Februar 2022
Autor Clive Wynne geht in diesem Buch der Frage nach, was es ist, dass den Hund so besonders macht, wo der Grund dafür liegt, dass er zum besten Freund des Menschen wurde. Und das tut er als Wissenschaftler, der er nun mal ist. Er stellt die These auf, dass Ursache hierfür keine besondere Intelligenzleistung ist, wie dies viele Wissenschaftler vor ihm annahmen, sondern tatsächlich schlicht und ergreifend auf Grund der Emotion "Liebe" möglich wurde. Diese These untersucht er mit vielen Fallbeispielen und Studien, durch die er uns in seinem Buch führt. Er geht der Sache auf den Grund und erläutert, wie "Liebe" überhaupt entsteht und auch welche genetischen Dispositionen es möglicherweise dafür gibt, dass eine solche speziesübergreifende Liebe wie zwischen Hund und Mensch möglich wurde. Er setzt sich mit der Domestikationsgeschichte genauso auseinander wie mit dem in den USA tatsächlich mittlerweile üblichen (wenn man ausreichend Geld dafür hat) Klonen von geliebten Haustieren oder der Situation in Tierheimen und dem früheren und aktuellen Stand der Wolfsforschungen. Ich muss gestehen, ich bin etwas ambivalent, was die Bewertung dieses Buches angeht. Auf der einen Seite habe ich wirklich viel gelernt beim Lesen. Andererseits hätte ich dabei doch deutlich mehr Spaß haben können. Und ehrlich gesagt, ging mir die sehr amerikanische Sichtweise des Autors hier und da gehörig auf den Keks... Auch seine Ausführungen zu den tausenden im Tierheim lebenden Hunden in den USA waren zwar durchaus interessant, aber für mich als Europäerin nur bedingt nachvollziehbar. Das liegt aber nun einmal in der Natur der Sache. Clive Wynne ist zwar gebürtiger Brite, lebt und arbeitet aber nun einmal in den USA und natürlich beurteilt er vorrangig die Situation in Amerika, die eben seiner Lebenswirklichkeit entspricht. Ich gebe ihm natürlich recht, was die überwiegend unhaltbare Situation in den amerikanischen Tierheimen angeht, aber die Rückschlüsse, die er aus vielen seiner Beobachtungen zieht, sind meiner Meinung nach nicht allgemeinverbindlich bzw. können sie dies nicht sein, weil sie ortsspezifisch sind und sich nicht einfach so übertragen lassen. Ein weiterer Kritikpunkt ist, wie er das Wesen der Hunde beschreibt. Diese immer freundlichen und dem Menschen nahezu alles verzeihenden Speichellecker sind nun mal eben nicht meine Lebenswirklichkeit. An manchen Stellen ist es für mich als Basenjihalterin nur schwer zu ertragen, wie er die Bindungsneigung nicht nur zu vertrauten, sondern auch zu fremden Menschen beschreibt, denn bei meinen Hunden entspricht das schlicht nicht den Tatsachen. Es fiel mir tatsächlich schwer, mich durch das Buch hindurchzubeißen und es hat mich auch einige Zeit gekostet. Aber ich bin dennoch froh durchgehalten zu haben. Denn bei aller Kritik, habe ich wirklich viel gelernt und gestaunt! Besonders die "Entdeckung" eines Gens, das es im Übrigen auch beim Menschen gibt, das besondere Freundlichkeit und Bindungsbereitschaft bedingt, hat mich sehr fasziniert. Ebenso war es super spannend zu erfahren, wie genau denn solche Studien ablaufen und ausgewertet werden. Und die Geschichte über die geklonten Terrier die mit ihrer genetisch identischen Mutter (Schwester?)zusammenleben, hat mich gleichermaßen abgestoßen wie fasziniert. Dass das tatsächlich legal so praktiziert wird, war mir überhaupt nicht klar. Ein Abschnitt des Buches hatte es mir zunächst sehr angetan. Clive Wynne schreibt hier darüber, dass "keine Selektion der Welt auf die richtigen Gene (...) falsche Erfahrungen im frühen Leben aufwiegen" können (Seite 194) und deutet zum Beispiel auch an, wie wichtig es ist, dass Welpen in der frühen Prägephase möglichst viel Zeit mit liebevollen Menscheneltern verbringen, um später innige Bindungen zu Menschen eingehen zu können. Er schlägt dabei ein Brücke vom Zähmen von Wildtieren zu unseren Haushunden. "Während sowohl Wölfe als auch Löwe sozial auf Menschen geprägt werden können, ist das Zeitfenster in dem dies möglich ist, nur sehr kurz, und wenn die Beziehung von Bestand sein soll, muss der Kontakt zum Menschen maximal sein." (Seite 197) Ich war drauf und dran, das Buch total zu feiern und vielen Züchterkollegen zu empfehlen und selbst bei Bedarf oft aus diesen Abschnitten zu zitieren. Leider kommt dann aber der Hammer, der sich zwar in einigen Studien sicher als wahr erwiesen haben mag, aber einfach ein falsches Bild beim Leser hinterlässt. Mir ist klar, dass es um wissenschaftliche Fakten und evidenzbasierte Forschungsergebnisse geht, dennoch hat der Autor ja auch eine Verantwortung, auf der er anderer Stelle sehr beharrt und sich sehr klar und richtig positioniert. "Aber im Unterschied zu diesen anderen Mitgliedern der Ordnung Carnivoren sind Hunde leichter zu zähmen, Wenn ein Hundewelpe auch nur in der Nähe von Menschen geboren wird und aufwächst, wird er ausreichende soziale Bande knüpfen, um Menschen gegenüber für den Rest seines Lebens freundlich zu sein. Selbst Straßenhunde , die nicht mit Menschen in Häusern leben, lernen beim Aufwachsen, Menschen als Begleiter zu betrachten, wenn diese sich in ihren ersten Lebensmonaten so nahe bei ihnen aufhalten, dass sie sie hören, sehen und riechen können. So stark ist die Prädisposition des Hundes zur Bildung starker emotionaler Bindungen - zu lieben und Liebe zu suchen." (Seite 197) Mir ist durchaus klar, dass es an dieser Stelle nur um die Fähigkeit eines Hundes geht, so zu empfinden, aber nicht darum, dass die schiere örtliche Nähe ausreichend ist, um Menschen tatsächlich zu lieben und ihnen zu vertrauen. Aber DAS hätte genau an dieser Stelle erläutert und eingeschränkt gehört. Denn so entsteht der Eindruck, dass "Zücherarbeit" nur darin bestehen muss, Welpen in menschlicher Nähe aufwachsen zu lassen und nicht etwa darin, tatsächlich mit ihnen zu interagieren, zu lieben, zu lernen, geliebt zu werden, Geborgenheit und Vertrauen zu empfinden. Das öffnet Tür und Tor für genau die unsachgemäße Aufzucht schutzbedürftiger Welpen, die dann später als verhaltensauffällige Hunde in den kritisierten Tierheimen landen! Für dieses Buch gibt es von mir daher eine BEDINGTE Leseempfehlung. Erstens sollte man Interesse an wissenschaftlicher Literatur mitbringen, denn obwohl es durchaus zugänglich formuliert ist, ist Unterhaltungsliteratur eben was ganz anderes! Und man sollte meiner Meinung nach selbst einiges Vorwissen mitbringen, was Aufzucht und Verhalten sowie Beziehung und Bindung zwischen Mensch und Hund angeht, um einige der Ergebnisse richtig einordnen zu können. Außerdem sollte man eben wissen, dass viele Ansichten und Einsichten sehr das Leben in amerikanischen Verhältnissen reflektieren und nicht eins zu eins auf unseren alltäglichen Umgang mit unseren Hunden und unseren Alltag an sich übertragbar sind. Liest man das Buch unter dieser Prämisse gibt es viel spannendes, überraschendes und nützliches mitzunehmen.
von Maren Rausch 28. Februar 2022
Ich muss es einfach vorweg nehmen: Dieses Buch gehört in jeden Hundehaushalt, ganz besonders aber in jeden Ersthundehalterhaushalt! Und sei es nur, um das eigene Bauchgefühl mit ausreichend Argumenten zu untermauern, um Hundetrainern der "alten Schule" und all den selbsternannten Hundeexperten, denen man auf seinen täglichen Spaziergängen so begegnet, selbstbewusst Paroli bieten zu können. Aus meiner Sicht wird hier das Rad hier zwar nicht neu nicht erfunden, aber das muss es auch gar nicht. Eigentlich ist es sogar gerade gut, denn so ist das Buch für jeden zugänglich, auch ohne entsprechendes Vorwissen. Autor Anders Hallgren, schwedischer Tierpsychologe, Fachbuchautor und seines Zeichens tatsächlicher Hundeexperte, erklärt auf 109 farblich illustrierten Seiten "warum es so wichtig ist, freundlich und liebevoll mit Hunden umzugehen". Er tut dies nicht in wissenschaftlichem Fachjargon, sondern in dem ihm eigenen gut nachvollziehbaren und unterhaltsamen Stil. Zunächst erklärt Hallgren am Beispiel von frei lebenden Wolfsfamilien wie viele der Verhaltensweisen der Rudelmitglieder nur dazu dienen, den Zusammenhalt der Gruppe zu stärken und warum Gruppenharmonie sowie emotionale Stabilität und Wohlbefinden des einzelnen im Interesse aller liegen. Diese wissenschaftlich fundiert erläuterten Erkenntnisse überträgt er sodann auf unsere Haushunde und das Beziehungsgeflecht von Hund zu Hund sowie von Hund zu Mensch. Im Weiteren wendet sich Hallgren der anderen Seite der Medaille zu und erklärt, was Stress, Konflikte und Aggressionen mit einem Hund und mit der Beziehung zwischen Hund und Halter anrichten, sowohl auf seelischer als auch auf körperlicher Ebene. Er macht klar, warum die eigene Einstellung zum Hund ausschlaggebend für die Qualität und Funktionalität der Hund-Mensch-Beziehung ist. Schlussendlich beschäftigt er sich mit der Frage wie man Bindungen stärkt und sozialen Stress vermeidet und gibt praktische Tipps für eine glückliches und entspanntes Leben von Hund und Halter. Mir hat dieses Buch unglaublichen Spaß gemacht. Wärme und Empathie für den Partner Hund springen beim Lesen total über, genauso wie das beklemmende Gefühl, wenn man sich vor Augen hält, was Strafe und unnötige Härte für das uns anvertraute Geschöpf Hund wirklich bedeuten. Das Buch ist farbig illustriert und die tollen Fotos runden das Lesevergnügen perfekt ab. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung! Persönlich werde ich dieses Buch in mein Welpenkäuferrepertoire aufnehmen und so wird es seinen Weg in so manche von mir für die zukünftigen Familien gepackten Carepakete finden! Also los: Lest dieses Buch und lasst es Einzug halten in verstaubte, aber leider immer noch angewandte Hundeplatzpraktiken und noch immer als allgemeingültig verkaufte Ansichten, die - wenn man mal in sich geht - sich schon sehr lange sehr falsch anfühlen! Ihr bekommt es überall im Buchhandel, direkt beim Verlag, natürlich auch bei Amazon und auch bei mir in der Praxis ;-)
von Maren Rausch 28. Februar 2022
Dieses Buch wird in Fachkreisen mittlerweile als Standardwerk zum Thema Beschwichtigungssignale geführt. Also wurde es endlich Zeit, es einmal selbst zu lesen. Ich kenne bereits einige Werke zum Thema, die allerdings zeitlich nach Turid Rugaas' Buch erschienen sind, das sozusagen die Basis für die vielen weiteren Bücher schuf. Und genau das ist es für mich auch: die Basis. Eine Grundlage, die Lust auf mehr macht. Aber dem riesigen Hype kann ich mich leider nicht 100%ig anschließen. Das mag allerdings auch einfach daran liegen, dass es für mich eben "nicht neu" ist und ich bereits einiges zum Thema gelesen habe. Inhaltlich ist es nämlich gut, die Fallbeispiele am Ende des Buches sind treffend gewählt und schaffen einen echten Praxisbezug, aber irgendwie konnte es mich trotzdem nicht 100%ig fesseln. Ich bin Vielleserin, sowohl von Fachbüchern als auch von Unterhaltungsliteratur und ich bin zugegebenermaßen wählerisch und pingelig (vielleicht ist "verwöhnt" die treffendste Bezeichnung), was den Schreibstil angeht. Und genau der ist es hier, der mein persönliches Lesevergnügen etwas trübt. Dabei ist nicht "schlecht" geschrieben, aber eben auch nicht "supergut". Fachlich gibt es nichts auszusetzen! Im Gegenteil. Turid Rugaas ist eine der ersten, die sich dezidiert mit der Sprache der Hunde, vorwiegend ihren Calming Signals, auseinandersetzte und ein eigenes Trainingsprinzip daraus machte. Zu gern würde ich einmal an einem ihrer Workshops teilnehmen oder eine Stunde in ihrer Hundeschule (Hagan Hundeskole) besuchen. Sie ist toll und eine echte Koryphäe, von der man sicher unglaublich viel lernen kann. In diesem Buch beschreibt sie die Beschwichtigungssignale, die Calming Signals, wann der Hund diese einsetzt und warum. Sie sensibilisiert den Leser für die Wahrnehmung dieser Sprache und ich habe nach dem Lesen auch tatsächlich Lust noch einmal viel genauer hinzuschauen. Besonders interessant ist, wie Turid diese Signale selbst anwendet, um Hunde zu entspannen und eine gute Beziehung zu ihnen aufzubauen. Wenn sie von Hunden erzählt, die ihr Leben lang missverstanden wurden und die man mit unnötiger Härte sogar so gebrochen hat, dass sie ihre Sprache verloren zu haben scheinen, wird mir wirklich schwer ums Herz. Aber es gibt Hoffnung, denn Turid Rugaas schildert auch, dass die Hunde ihre Sprache wiederfinden und erläutert, wie wir sie dabei unterstützen können. Alles in allem ein wirklich wichtiges Buch und ich bin froh es gelesen zu haben. Aber mehr dann eben auch nicht... Es gibt eben doch einige Titel, die mir persönlich einfach mehr Spaß gemacht haben. Kritik auf ganz hohem Niveau... Ich würde dem Buch immerhin noch 3,5 von 5 Sternen geben und durchaus eine Leseempfehlung aussprechen (insbesondere dann , wenn man zuvor noch nie von den Calming Signals gehört hat), nur auf den Fahnen schwingenden Jubelzug springe ich in diesem Fall einmal nicht mit auf.
von Maren Rausch 4. Februar 2022
Heute sehen wir uns gemeinsam eine weitere naturheilkundiche Therapieform an, die Aromatherapie. Das Wissen um die positive und gesundheitsfördernde Wirkung von Düften, bzw. aromatischen Pflanzen, ist uralt. Nachweislich wurden im Mesopotamien des vierten Jahrtausends vor Christus bereits einfache Destillieranlagen genutzt, um Düfte zu gewinnen. Die alten Ägypter, Griechen, Römer sie alle nutzen und entwickelten die Aromatherapie weiter. Aromoäle werden aus (Heil-)Pflanzen gewonnen. Dieser duftende Inhaltsstoff wird meist im Wege der Wasserdampfdestillation gewonnen. Weitere Herstellungsmöglichkeiten sind die Kaltpressung oder die Extraktion. Im Gegensatz zur Phytotherapie, in der man mit der ganzen Pflanze arbeitet, nutzt die Aromatherapie also nur einen Inhaltsstoff der Pflanze. Die Wirkung ätherischer Öle ist wissenschaftlich nachgewiesen. Alle ätherischen Öle werden antibakteriell und antioxodativ. Die meisten Öle wirken darüber hinaus antiviral, antimykotisch (gegen durch Pilze ausgelöste Erkrankungen) und haben außerdem eine abschreckende Wirkung auf bestimmte Insekten. Sie sind also sehr gut bei Infektionen aller Art unterstützend einzusetzen. Wenn dich der wissenschaftliche Nachweis der Wirksamkeit näher interessiert, kannst du hierzu diverse Studien finden. Zur Wirksamkeit und Verträglichkeit von Lavendelöl bei Angststörungen gibt es im Humanbereich beispielsweise gleich vier klinische Studien, die zu durchweg positiven, bestätigenden Ergebnissen kommt (nachzulesen beispielsweise in der Zeitschrift für Phytotherapie 2, 2011, 60-63.) Auf Pubmed du ebenfalls unzählige Studien, die Wirksamkeit ätherischer Öle betreffend. (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/) Über die Haut aufgenommen, gelangen die Wirkstoffe sehr schnell ins Blut. Das liegt daran, dass die Öle lipophil = fettliebend sind und so sehr gut durch die Haus absorbiert werden können. Ein ganz wesentliches Wirkspektrum verschiedenster ätherischer Öle ist aber die ihre Wirkweise auf die Psyche. Düfte gelangen über die Nase nämlich direkt und ohne Umwege ins Limbische System, das "emotionale Gehirn" von Mensch und Tier. Der analytische Teil des Gehirns wird quasi umgangen. Damit können die Reaktionen auf die Düfte nicht rational gesteuert werden, sie wirken umittelbar. Du kennst es sicher, wenn ein Duft eine Erinnerung auslöst und das Bild in deinem Kopf entsteht, bevor du überhaupt bemerkst, was du da riechst. Dein Bewusstsein ist bei diesem Prozess nicht beteiligt. Dein limbisches System reagiert direkt auf den Duft. Der menschliche Geruchssinn ist dem unserer Hunde weit unterlegen, wie wir alle wissen. Hunde sind absolute Nasentiere, sie erleben ihre Welt durch ihre Nase und haben ein ganz anderes Spektrum an Möglichkeiten des Riechens. Sie können nicht nur Spuren verfolgen, sie riechen auch wie ihre Menschen drauf sind, wie das Wetter wird, können Drogen oder Krebszellen erschnüffeln und noch so vieles mehr, das wir Menschen uns nicht einmal ansatzweise vorstellen können. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Aromatherapie gerade für das Nasentier Hund sehr gut einzusetzen ist. Wichtig ist es nur, hier so gering zu dosieren, dass die empfindliche Nase nicht überreizt wird und dass der Hund immer die Möglichkeit hat, auszuweichen, wenn ihm der Duft zu intensiv wird. Ich selbst mache mir in meiner Arbeit einerseits die Wirkungen ätherischer Öle auf die Muskulatur (erwärmend, entspannend, schmerzlindernd) zu Nutze, andererseits setze ich sie sehr gerne auch unterstützend bei Ängsten und Traumata ein. Auch Tiere, die lange krank sind oder sich von einer eben solchen langen, schweren Krankheit erholen müssen, profitieren sehr vom Einsatz ätherischer Öle, die ihnen Lebensfreude, Entspannung und Hoffnung schenken. Auch wenn es an der Zeit ist zu gehen und sich dein geliebter Freund langsam auf den Weg über die Regenbogenbrücke einstimmt, sind ätherische Öle ein sehr guter Begleiter, um den Sterbeprozess zu erleichtern. Mein Praxisraum ist immer sehr leicht beduftet, so dass meine menschlichen Kunden den Geruch zwar kaum wahrnehmen, es ihren Hunden aber immer sehr leicht fällt, bei mir anzukommen und mir offen zu begegnen. Zum Aufbringen auf Haut und Fell, beispielsweise bei einer aromatherapeutischen Einstreichelung oder einer Massage, ist es sehr wichtig, die ätherischen Öle in ein geeignetes Trägeröl zu geben. Hier eignen sich gute Pflanzenöle, wie z.B. Jojoba-, Mandel-, Kokos-, Oliven-, Traubenkern- oder Johanneskrautöl. Auch Sheabutter oder Aloe Vera eignen sich als Aromaölträger. Auch das verwendete Trägeröl suche ich nach seiner Wirkweise aus. Johanneskrautöl wirkt zum Beispiel durchblutungsfördernd und erwärmend, stimmungsaufhellend und beruhigend, gehört aber auch zu den fotosensiblen Ölen. Das bedeutet, dass es die Haut deutlich lichtempfindlicher macht. Aloe Vera hingegen ist vor allem feuchtigkeitsspendend, durchblutungsfördernd und es regt die Selbstheilungskräfte der Haut an. Sparsam eingesetzt verklebt ein solches Öl das Fell Deines Hundes übrigens nicht. Es wird vollständig über Haut und Fell absorbiert. Eine weitere Möglichkeit für Einstreichelungen und Co. sind Hydrolate, sogenannte Pflanzenwässer. Du kannst sie außerdem als Raum- oder Körbchenspray und sogar zur Parasitenabwehr nutzen. Hydrolate sind eigentlich "Abfälle", die bei der Wasserdampfdestillation ätherischer Öle anfallen, sie entstehen bei Abkühlung des Destillationsdampfes. Sie sind sozusagen der "übrigbleibende Wasserrest" und enthalten ätherische Öle nur noch in geringem Maße. Ein Hydrolat besteht aus kondensiertem Wasser und den wasserlöslichen Bestandteilen der destillierten ätherischen Öle. Das ätherische Öl selbst besteht hingegen in erster Linie aus den fettlöslichen Bestandteilen der eingesetzten Heilpflanzen. Eben jene geringe Konzentration der ätherischen Öle macht die Hydrolate für den Einsatz am Hund so wertvoll. Wichtig ist aber, unbedingt auf die Qualität der Hydrolate zu achten. Viele sind mit synthetischen oder auch natürlichen ätherischen Ölen angereichert, damit sie stärker riechen. Oder sie enthalten Alkohol oder andere Konservierungsmittel, sind also für die Therapie ungeeignet. Beim Kauf ist also durchaus Vorsicht geboten. Das gilt natürlich auch für den Kauf ätherischer Öle. In jedem Fall sollte das Öl, das du für deinen Hund oder für dich erwirbst, als "100% reines ätherisches Öl" klassifiziert sein. Angaben wie "naturidentisch" oder "veredelt" sind irreführende Bezeichnungen für "schlechte" - zumindest therapeutisch nicht nutzbare! - Qualität. Auf dem Fläschchen sollten außerdem der deutsche und auch der botanische Name des Öls vermerkt sein. Auch der Pflanzenteil, aus dem das Öl gewonnen wurde, ist wichtig. Denn ein Öl aus dem Blatt kann eine ganz andere Wirkung haben als zum Beispiel eines aus der Blüte, dem Samen oder der Rinde. Die Art des Anbaus ist ebenfalls interessant und wichtig zu wissen. Konventionell (Achtung: oft Pestizidrückstände!), kontrolliert-biologisch (kbA), Demeter-zertifizierte Bioqualität oder Wildsammlungen. Natürlich ist der Zusatz "fair gehandeltes Produkt" aus ethischen Gründen ebenfalls ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Hochwertige Öle sind teuer. Es ist also durchaus angebracht, auf sehr geringe Preise misstrauisch zu reagieren. So ziemlich die besten, aber auch eindeutig die teuersten Öle, die es so zu kaufen gibt, erhältst du bei Young Living (www.youngliving.com) oder doTERRA (www.doterra.com). Aber auch Öle der Marken Oshadi, Neumond, L'Arome oder Taoasis sind durchaus zu empfehlen. Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bitte achte hier immer auch selbst auf die einzelnen Artikelbeschreibungen und Angaben. Möchtest du selbst einmal ätherische Öle für deinen Hund ausprobieren, empfehle ich dir, dich etwas eingehender mit der Materie zu beschäftigen oder einen Fachmann aufzusuchen, der das richtige Rezept für deinen Hund zusammenstellt. Toll ist, wenn die Möglichkeit besteht, deinen Hund in die Auswahl mit einzubeziehen. Denn oft weiß er am besten, was gut für ihn ist und zeigt das auch sehr deutlich an. Dieses intuitive Wissen fasst man übrigens unter dem Begriff Zoopharmakognosie zusammen. Dies ist ein wissenschaftlicher Zweig, der sich mit der Selbstmedikation von Wildtieren befasst. Ein unglaublich spannendes Thema Möchtest du dich selbst ins Thema einlesen, kann ich dir das Buch "Aromatherapie für Hunde - Duftende Hundepflege mit naturreinen Ölen" von Kerstin Ruhsam empfehlen. Es enthält Tabellen zur erforderlichen Verdünnung der Öle, Portraits einzelner Öle und auch Rezepte und Verwendungsbeispiele. Das Buch gibt es bei Amazon,
von Maren Rausch 30. Dezember 2021
Sowohl beruflich als auch privat setze ich immer wieder gern, die Bachblüten- und auch die Aromatherapie zu Unterstützungszwecken ein. Allein durch die Gabe von Bachblüten, durch das Einsetzen aromatherapeutischer Einstreichelungen oder das Vernebeln von Düften im Raum wird man kaum ein „großes Problem“ körperlicher oder seelischer Natur lösen können. Beide Therapieverfahren sind aber oft der Türöffner und in der Folge eine absolut sinnvolle Begleitung medizinischer Behandlung und auch des Verhaltenstrainings. Deshalb möchte ich dir zu beiden Verfahren ein bisschen was erzählen. Heute sind erst einmal die Bachblüten dran. Was sind Bachblüten überhaupt? Unter dem Begriff Bachblüten werden 38 verschiedene Blüten zusammengefasst, die der Arzt Dr. Edward Bach in den 1930er Jahren entdeckte. Dr. Bach vertrat die These, dass jede körperliche Krankheit auf einem seelischen Ungleichgewicht beruhe. Körperliche Erkrankungen zu heilen, erfordere demnach auch dieses seelische Ungleichgewicht wieder zu harmonisieren. Dr. Bach beschrieb erst 19, dann insgesamt 38 disharmonische Gemütszustände, denen er im Zuge seiner Forschungen dann spezielle Blüten zuordnete. Bachblütenessenzen werden aus den Blüten von ausgewählten Pflanzen gewonnen. Dennoch ist die Bachblütentherapie nicht mit Kräuterheilkunde (Phytotherapie) zu vergleichen. Wirkungsweise und Anwendung Die Dozentin, bei der ich mich seinerzeit zur Bachblütenberaterin habe fortbilden lassen, Nicole Lehner, selbst erfahrene Bachblütenberaterin und TCM Ernährungsberaterin, erklärt die Wirkung von Bachblüten folgendermaßen: „Die Bachblüten heilen nicht mit ihren Inhaltsstoffen, obwohl viele davon auch in der Naturheilkunde angewendet werden. Sie wirken auf der feinstofflichen Ebene, der Meridianebene, und helfen, gestörte Energiefelder wiederherzustellen. Ein ausgeglichenes Energiefeld hilft dem Hund: Es regt ihn an, sich selbst zu helfen und somit können körperliche Probleme aufgelöst werden. Der Hund besteht aus Körper, Geist und Seele. Alles gehört zusammen und macht als Ganzes das Individuum aus. Die Bachblüten helfen, den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden.“ Zu den Bachblüten ist also zunächst zu sagen, dass ihre Wirkung nicht wissenschaftlich nachgewiesen ist und daher als umstritten gilt, auch wenn tausendfache Erfahrungsberichte eine ganze eigene Sprache sprechen. Wichtig ist, dass man sich auf ihre Anwendung einlässt. Auch wenn der Mensch nämlich überkritisch ist und glaubt, seinem Tier „Blödsinn“ zu verabreichen, spürt das das Tier und die Wirkung kann bereits beeinträchtigt sein. Offenheit ist also wichtig. Eines ist sicher, schaden können die Bachblüten in keinem Fall! Und allein deshalb sind sie meiner Meinung immer einen Versuch wert! Bachblütenbehandlungen zielen auf seelische Zustände ab. Da man in seinen Hund leider nicht hineinsehen kann, ist es oft erforderlich die verabreichten Blüten anzupassen, wenn sie in ihrer Wirkung noch nicht ideal sind. Ein gutes Beispiel sind die sogenannten „Angstblüten“, eine Blüte hilft bei konkreten Ängsten, eine andere bei diffusen, unbestimmten Ängsten. Welche konkret für den jeweiligen Hund passt, bekommt man dann oft schlicht nur durch ausprobieren heraus. Ebenso wie Menschen reagieren nicht alle Hunde gleich gut auf die Gabe von Bachblüten. Bei den einen wirken sie mehr, bei den anderen weniger. Das gute ist aber, dass sie keinen Schaden anrichten können und ihr Einsatz somit immer einen Versuch wert ist. In der Anwendung von Bachblüten gibt es kein Patentrezept, kein „one fits it all“. Jeder Hund ist ein Individuum und auch jedes Problem ist individuell. Einfach in einer Liste nachzusehen, ohne die konkreten Umstände des Falls und die Charaktereigenschaften und persönlichen Erfahungen eines Hundes zu berücksichtigen, wird in der Regel nicht die gewünschte Wirkung haben. Nicole Lehner legt es ihren Schülern im Rahmen der Ausbildung mit diesen Worten ans Herz: „Eines muss uns immer klar sein: Wenn wir unseren Hund mit Bachblüten unterstützen wollen, müssen wir sein Leben genau unter die Lupe nehmen. Wollen wir bestimmte Verhaltensweisen beim Hund verändern, müssen wir auch die Lebensgewohnheiten ändern! Eventuell muss das Hundetraining angepasst werden, das Futter, die Haltungsbedingungen, … Die Bachblüten können noch so gut ausgewählt sein. Wenn wir nicht auf die Lebensumstände des Hundes eingehen und sein Umfeld anpassen, werden sie nicht helfen (können).“ Und das kann ich eins zu eins unterschreiben. Bachblüten allein können keine Wunder vollbringen. Aber oft sind sie der Schlüssel, andere Therapieformen (ob Verhaltenstherapie oder medizinische Therapie) erfolgreicher zu machen. Indem man die „Seele öffnet“, schafft man einen Nährboden für die weiteren Behandlungen. Bachblüten kann man sowohl als Globuli als auch als Tropfen anwenden. Ich persönlich bevorzuge die Gabe von Tropfen, die man sowohl oral anwenden als auch zum Beispiel in Salben verarbeiten kann. Auch ein Bachblütenspray oder ein mit Bachblüten angereichertes Öl zur Einstreichelung ins Fell ist eine gute Möglichkeit, um von der Wirkweise der Bachblüten zu profitieren. In der Regel genießen Hunde die Bachblütenanwendungen regelrecht. Chandu, dem ich eine zeitlang eine von mir zusammengestellte „Anti-Terroristen-Mischung“ gegeben habe, kam immer freudig angerannt, sobald ich das Fläschchen in der Hand hatte, um sich die Tropfen direkt ins Maul tropfen zu lassen. Im Umkehrschluss bedeutet dies übrigens auch, dass man, wenn ein Hund eine Mischung vehement ablehnt, sich die Mischung noch einmal ansehen und sie auch anpassen sollte. Hunde haben einen so viel besseres Bauchgefühl als wir, sie sind es gewohnt ihrem Instinkt zu vertrauen und wenn sie instinktiv eine bestimmte Mischung als unpassend empfinden, tun wir gut daran, auf sie zu hören In seiner Bachblütenzeit roch Chandu nicht nur immer wunderbar, frisch wie ein Sommermorgen und leicht blumig, er war auch wesentlich schneller zu beruhigen, hat seltener die Kontrolle verloren und ist insgesamt in Stresssituationen viel ansprechbarer geworden, seit wir diese Bachblütenmischung begleitend eingesetzt haben. In seinem konkretem Fall habe ich außerdem die Fütterung angepasst, ihn mit aromatherapeutischen Einstreichelungen verwöhnt und natürlich trainiert. Tatsächlich sind die Trainingsfortschritte verlässlicher geworden, sobald ich ihn zusätzlich mit Bachblüten und Aromatherapie unterstützt habe. Dass er im Alltag schneller Ruhe findet und die kurze Zündschnur etwas länger geworden ist, ist in erster Linie sicher der Futteranpassung (wenn dich das interessiert, sieh dir gerne auch meinen Blogartikel: „Futtermittelenergetik“ an) zu verdanken. Aber erst die Kombination aller Komponenten hat das Ganze rund gemacht. Genau so sollten Bachblüten meiner Meinung eingesetzt werden. Das gilt nicht nur für wütende Spätpubertäre, sondern durchaus auch für ernsthaft Erkrankte, deren Seele doch erst Recht Unterstützung braucht, um einen leichteren Zugang zu den Selbstheilungskräften des Körpers zu finden, neuen Lebensmut zu schöpfen und heilen zu wollen . Allseits bekannt ist die sogenannte „Rescue Remedy“ Bachblütenmischung, auch Notfalltropfen, genannt die du in konkreten Panik- und Angstsituation geben kannst, z.B. also wenn es gewittert oder wenn dein Hund sich verletzt und einen Schock erlitten hat. Du kannst sie direkt ins Maul tröpfeln (ca. 5 Tropfen) und je nach Stärke des Angstzustand auch mit nur wenigen Minuten Abstand geben. Dafür bekommst du relativ schnell ein gutes Gefühl. Diese Tropfen haben übrigens sehr, sehr viele Rettungssanitäter in der Tasche, um sie traumatisierten Unfallopfern zu geben – so viel also zur umstrittenen Wirkungsweise… Auch viele Hundehalter haben immer ein kleines Fläschchen dabei, für den Fall, dass sich der Hund unterwegs verletzt oder auch nur schlimm erschreckt. Und jetzt bin ich wie immer gespannt auf deine Meinung zu den Bachblüten! Skeptiker? Oder aufgeschlossen? Oder hast du vielleicht auch selbst bereits Erfahrung mit der Anwendung von Bachblüten gemacht? Bei dir selbst, deinen Kindern oder deinen Haustieren? Ich bin gespannt auf deine Geschichte. ;-)
Weitere Beiträge
Share by: