In der BARF-Ernährung füttert man zu 80 % fleischliche Komponenten und zu 20 % pflanzliche. Dieser pflanzliche Anteil wiederum teilt sich auf in 75% Gemüse und 25% Obst. Warum macht man das? Weil man versucht, bei der BARF-Ernährung die natürliche Ernährung eines Caniden zu imitieren – man baut ein Beutetier nach. Außerdem berücksichtigt man auch, dass Caniden neben Fleisch eben auch durchaus einmal Beeren vom Strauch fressen und sich an der Wildkräuterbar bedienen. Nicht zu vernachlässigen ist auch – Achtung Ekelgefahr! – das Fressen des Kots von Pflanzenfressern. Mitnichten nimmt also ein freilebender Canide ausschließlich Fleisch zu sich.
Dennoch ist er in der Hauptsache ein Fleischfresser und deckt sowohl seinen Energie- als auch seinen Nährstoffbedarf allein durch den Verzehr von Fleisch.
Selbst wenn man komplett auf den pflanzlichen Anteil in der Fütterung verzichtet, fehlt es dem Hund an keinem einzigen essentiellen Nährstoff. Vitamin C ist zwar bei einer solchen Ernährung nur sehr wenig vorhanden. Aber selbst das ist kein Problem, weil gesunde Hunde es nämlich selbst synthetisieren können.
Warum also immer dieser Zirkus um die pflanzlichen Komponenten? Sind die dann nicht eigentlich „über“? Viele sehen das tatsächlich so. Ich allerdings nicht.
Sicher nachgewiesen ist nämlich, dass Hunde einen gewissen Teil an Faserstoffen – verdauliche und unverdauliche – in ihrer Nahrung benötigen. So wird der Füllungsdruck im Darm erhöht und die Darmperistaltik (= notwendige Darmbeweglichkeit) angeregt. Hinzu kommt, dass der Hund an sich zwar die meisten Faserstoffe nicht verdauen kann, aber seine „Mitbewohner“ wiederum sehr wohl. Die „guten Darmbakterien“, die maßgeblich für ein gut funktionierendes Immunsystems sind, ernähren sich nämlich mittels mikrobieller Fermentation von eben diesen Faserstoffen.
Grundsätzlich kann man sich merken, dass langsam fermentierbare Fasern (z.B. Cellulose) vor allem dazu dienen, die Darmtätigkeit zu regulieren und die Kotbeschaffenheit zu verbessern, während schnell fermentierbare Faserstoffe (z.B. Flohsamenschalen) vor allem die Darmbakterien ernähren. Außerdem sorgen sie dafür, dass Abfallstoffe schneller und effizienter ausgeschieden werden können. Dieses „Bakterienfutter“ bezeichnet man als Präbiotika, die Bakterien selbst sind die sogenannten Probiotika.
Warum also noch Obst und Gemüse mühsam schnibbeln und pürieren oder dünsten, wenn es doch ausreicht das Fleisch mit Futtercellulose und Flohsamenschalen zu „würzen“?
Obst und Gemüse sind zum einen selbst gute Rohfaserquellen, stellen zum anderen aber auch viele sekundäre Pflanzenstoffe bereit, die sich sehr positiv auf die Gesundheit deines Hundes auswirken können.
Sekundäre Pflanzenstoffe sind zum Beispiel Carotinoide, Phytosterine, Flavonoide, Saponine, Monoterpene und Sulfide.
Carotinoide kommen – wie der Name schon sagt – in Karotten vor. Aber nicht nur in denen. Auch Spinat, Kopfsalat, Grünkohl und Aprikosen sind reich an Carotinoiden. Sie wirken antioxidativ und immunstimulierend. Außerdem sind sie antikanzerogen, also krebshemmend!
Phytosterine haben ebenfalls antikanzerogene Wirkung. Zusätzlich sind sie cholesterinsenkend. Sonnenblumenkerne und Sesam haben einen hohen Anteil an Phytosterinen.
Flavonoide kommen sogar in nahezu allen Pflanzen vor, wirken auch antikanzerogen und antioxidativ, zusätzlich sogar noch antimikrobiell.
Auch Saponine sind antikanzerogen und antimikrobiell, außerdem immunmodulierend und entzündungshemmend. Man findet Saponine in Hülsenfrüchten, Spinat und Knoblauch. Knoblauch beispielsweise wirkt auch noch antihelminthisch, schafft also ein Milieu, in dem sich Würmer nicht wohlfühlen.
Die antikanzerogenen Monoterpene kommen in Äpfeln, Aprikosen, vor allem in Himbeeren und Heidelbeeren vor. Insbesondere die krebshemmende Wirkung von Himbeeren ist sehr gut erforscht. Ein toller Buchtipp ist in diesem Zusammenhang „Krebszellen mögen keine Himbeeren“ von Professor Dr. med. Richard Béliveau und Dr. med Denis Gingras. Beide sind Humanmediziner und auch die Erkenntnisse in diesem Buch richten sich an menschliche Adressaten, sie sind aber für Hunde genauso gültig.
Neben der bereits nun bereits bekannten antikanzerogenen, antimikrobiellen, antioxidativen, entzündungshemmenden, immunmodulierenden und cholesterinsenkenden Wirkungsweise haben die Sulfide sogar noch antithrombotische und verdauungsfördernde Wirkung. Zu nennen ist auch hier vor allem wieder der Knoblauch.
Knoblauch…? Moment, war der nicht giftig für Hunde??? Hier gilt wie so oft, die Menge macht das Gift! „Ein mittelgroßer Hund müsste etwa 50 Knoblauchzehen auf einmal fressen, um die als toxisch geltende Dosis zu erreichen.“ (Quelle: Das BARF-Buch von Nadine Wolf, Seite 69). Ich selbst füttere gerne und regelmäßig Knoblauch. Auf einen Gemüse-Obst-Mix von etwa 250 g verwende ich dabei eine Knoblauchzehe. Das ist nicht nur absolut sicher, sondern vor allem absolut gesund!
Alle diese Argumente machen deutlich, dass es mehr als sinnvoll ist, die Fleischmahlzeiten deines Hundes mit einer Gemüse-Obst-Mischung aufzuwerten. Es bietet sich an, diese Mischungen aus roten (z.B. Beeren), gelben (z.B. Karotten) und grünen (Salat, Spinat usw.) Komponenten zusammenzustellen. Auch die Gabe von geringen Mengen Knoblauch, Nüssen und Samen macht durchaus Sinn. Saisonal und regional zu füttern, ist nicht nur nachhaltig, sondern ebenfalls unter gesundheitlichen Aspekten absolut angezeigt.
Durch Anpassung und/oder Variation dieser Komponenten kann man wunderbar auf spezifische Futteranforderungen eingehen.
Hat der Hund beispielsweise Probleme mit der Entleerung seiner Analdrüsen sollte man versuchen, den Kot voluminöser zu füttern, z.B. durch die zusätzliche Gabe geringer Mengen Flohsamenschalen. Ebenfalls eignet sich in so einem Fall Kürbis als Gemüse. Kürbis ist eher schwerverdaulich und lässt den Kot voluminöser werden, ohne dass er zu hart ist und deinem Hund beim Absatz Probleme bereitet.
Legt man gerade besonderen Wert auf Darmreinigung und die Schaffung oder Erhaltung eines wurmwidrigen Darmmilieus gibt es Möhrenraspeln statt pürierter Möhren, dazu etwas Knoblauch und Kokosraspeln.
Im Herbst zu Beginn der kalten und nassen Jahreszeit bietet es sich an, das Immunsystem durch die Auswahl passender Obst-Gemüse-Komponenten zu unterstützen und auch der Einsatz von (Heil-)Kräutern kann hier durchaus sinnvoll sein. Ein bereits geschwächtes Immunsystems profitiert darüber hinaus von kleinen Mengen Propolis.
Auch bei konkreten Erkrankungen ist es möglich, die Selbstheilungskräfte des Körpers durch die Auswahl der richtigen Komponenten zu aktivieren und zu stärken.
Wenn du jetzt einen Spezialisten zu Hause hat, der sich trotz aller Tricks und Überredungsversuche rundheraus weigert, Gemüse und Obst zu fressen, musst du auf die Wirkweise sekundärer Pflanzenstoffe nicht verzichten. Es ist möglich sowohl ausreichend sekundäre Pflanzenstoffe, als auch Ballaststoffe zuzuführen, indem man auf Flohsamenschalen (Ballaststoffe) und verschiedene Kräuter (sekundäre Pflanzenstoffe) zurückgreift.
Auf all die zahllosen Möglichkeiten an dieser Stelle einzugehen, sprengt leider den Rahmen des Beitrags. Mit konkreten Fragen wende dich am besten an den/Die Ernährungsberater/in deines Vertrauens und lass dir einen individuellen, genau auf die Bedürfnisse deines Vierbeiners zugeschnittenen Plan erstellen.
Über die Ernährung ist einfach so viel positives zu bewirken. Ein industriell hergestelltes Fertigfutter, das ja die Massen bedienen soll, kann das naturgemäß nicht leisten und ich für meinen Teil bin der Meinung, dass man sich durch die Fütterung industrieller Fertigfutter einfach wunderbare Möglichkeiten der positiven Einflussnahme entgehen lässt! Dass eine frische, abwechslungsreiche Ernährung ohnehin gesünder ist, ist dabei sogar selbsterklärend.